Moghen Paris - und sie ziehen mit
Katharina Copony
Es ist so wie es ist. Ein waberndes Gebilde, ein großes Durcheinander, un grande casino. Blutverklebte Schweineohren werden in Verbindung mit einem Plastiksieb zu einem Hut, eine desolate Herdplatte zum besten Freund des Menschen an der Leine. Die gleichzeitige Anwesenheit von Vergangenem und Zukünftigem: Menschen, Pflanzen, Gegenstände, Tiere - selbst Totes - gleich lebendig, Akteure in einem Ensemble, das beinahe zufällig und spontan sich zusammenfindet. Eine Quasi-Mythologie, aus jeder Ordnung gefallen. Ein wahr gewordener Kindertraum, im besten Sinne sinnlos.
Katharina Coponys "Moghen Paris - und sie ziehen mit" ist die filmische Übersetzung dieses Gebildes, ein in seiner Unbändigkeit einzigartiger Karnevalsumzug in einem sardischen Bergdorf, und bietet folgerichtig keine erzählerische Deutung an. Dafür eine filmische: Moghen paris - und sie ziehen mit ist der Rausch, der entsteht, wenn der Karneval auf das Kino trifft.
Der Text von Andreas L. Hofbauer schwirrt dabei gleichsam durch den Film, ist nicht zu fassen. „Schwarz machen, Rüstung ablegen, Visiere hochklappen und neue geflügelte Schmuckkörper anlegen". Alles entzieht sich der Kontrolle, also auch die Worte. Geschwärzte Gesichter, Glockengeläute, Motorengeknatter, in permanenter Wandlung begriffen. Nur die jahrhundertealten Korkeichen im Wald scheinen still. Aber auch hier ahnt man sie schon, die abertausend kleinen Insekten, das anarchische Ensemble - im Kleinen. (Emily Artmann)
(2016, dcp, 16:9, 25fps, Dolby 5.1, 61 min)
Originalsprache: sardisch/deutsch (engl., dt. oder ital. UT)
Verleih & Vertrieb: sixpackfilm
Buch und Regie: Katharina Copony
Stimmen: Jeanette Spassova, Rosanna Garau, Gesuina Marongiu
Text: Andreas L. Hofbauer
Bildgestaltung: Stefan Neuberger
Zusätzliche Kamera: Katharina Copony
Aufnahmeleitung: Valentina Piredda
Montage: Bettina Blickwede
Dramaturgische Beratung: Emily Artmann
Sounddesign und Mischung: Peter Kutin
O-Ton: Katharina Copony, Lina Launhardt
Sprachaufnahmen: Kuen-il Song, Peter Kutin
Produktionsleitung: Claudia Wohlgenannt
Grafik: Studio Katja Gretzinger
Künstlerische Mitarbeit: Lina Launhardt
Produktion: Katharina Copony
Katharina Copony lebt und arbeitet als freischaffende Filmemacherin in Berlin und Wien.
Geboren 1972 in Graz, studierte sie visuelle Mediengestaltung an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien bei Peter Weibel und an der HdK Berlin. Aus dem Feld der Videokunst und Fotografie kommend liegt ihr Schwerpunkt heute im künstlerischen Dokumentarfilm. Ihre Filme wurden auf zahlreichen Festivals sowie im Fernsehen gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
Filmographie (Auswahl):
2016 Moghen Paris (61min)
2014 Spieler (68min)
2009 Oceanul Mare (78min)
2006 Il Palazzo (45min)
2004 Kanegra (50 min)
2001 der wackelatlas - sammeln und jagen mit H. C. Artmann (60min)/ in Zusammenarbeit mit Emily Artmann